Bevor du diesen Beitrag liest, lege ich dir sehr ans Herz, zunächst einmal den ersten Teil zu lesen, den du hier findest.
Zusammengefasst habe ich dort beschrieben, wie wichtig es ist, all seine Ziele loszulassen. Stellt sich daher die Frage, ob man nun ganz ohne Ziele weiterleben sollte.
Antwort: Nein, denn der Mensch kann nicht leben, ohne Ziele zu verfolgen. Seine Natur zwingt ihn, aktiv zu sein, etwas zu tun und etwas zu schaffen.
Das Problem unserer Zeit ist jedoch, dass viele Menschen Zielen hinterherjagen, die nicht zu einem größeren Lebensglück führen. Es sind vor allem Ziele, deren Erreichung ihr Ego bereichern soll, wie reich zu werden oder einen „Traumkörper“ zu haben. Und um diese großen Ziele zu verwirklichen, teilt der Mensch sie unbewusst in sehr viele kleine Ziele auf. Das sieht dann so aus, dass er beispielsweise morgens, noch vor der Arbeit, irgendwelche teuren Präparate zu sich nimmt, die ihm angeblich Energie für den ganzen Tag geben sollen. Nachmittags, auf dem Weg ins Fitness-Studio, hört er dann irgendein Podcast zu den Themen Geld anlegen und Finanzen und abends liest er ein Buch, in dem es darum geht, wie man seine Mitmenschen beeinflusst (damit sie uns bei unserem Weg „nach oben“ unterstützen). Und kurz vor dem Schlaf wird dann wieder irgendein Präparat zu sich genommen, das eine optimale Tiefschlafphase garantiert (nachdem ein Bild von der eigenen Hand mit diesem Zeug da drin fotografiert und auf Instagram gepostet wurde).
So oder so ähnlich sieht heute der Alltag vieler Menschen aus, sei es in Europa, den USA oder Asien. Die Folgen davon sind hoher Stress (und alles, was damit einhergeht), eine hohe Erwartungshaltung an sich selbst und an andere, die wiederum zu chronischer Gereiztheit führt, (da jede Erwartung meistens das von dem Gefühl der Enttäuschung abgelöst wird) und zuletzt eine Sinnkrise, da man sich nach solch einem jahrelangen Zustand unweigerlich fragt – vor allem, wenn man diese anfangs erwähnten beiden großen Ziele erreicht hat -, wozu dieser Lebensstil gut ist, da man nicht wirklich glücklicher geworden ist.
Die Frage ist also jetzt, wie ein „optimaler“ Lebensweg aussehen kann. Ein Weg, auf dem man seinen täglichen Verpflichtungen nachkommt, zu denen es gehört, zur Arbeit zu gehen, gesund zu bleiben (was auch den Besuch im Fitness-Studio einschließen kann!) und seine Persönlichkeit zu entwickeln. Passender ausgedrückt müsste die Frage sogar heißen: Wie schaffen wir es, während wir unseren täglichen Verpflichtungen nachgehen, mit der Leichtigkeit des Seins durchs Leben zu schreiten?
Antwort: Diese Leichtigkeit des Seins tritt hervor, wenn wir bloß unseren natürlichen Zielen folgen. Diese natürlichen Ziele bleiben nämlich über, wenn wir all die (über die Zeit lang) von außen angereicherten Ziele loslassen, bei denen wir das Gefühl haben, durch sie ein ganz bestimmtes Ergebnis hervorrufen, oder vielmehr „erzwingen“ zu wollen. Auch sind es Ziele, die uns wirklich glücklich machen, denn es sind solche, die uns das tun lassen, was wir insgeheim am meisten wollen. In diesem Bewusstsein folgen wir dann eigentlich nur noch unserer Intuition, der Seele und dem Herzen. Diesen drei wunderschönen „Dingen“ können aber erst in Erscheinung treten, wenn wir zuvor Ballast (zahlreiche unnatürliche Ziele) von uns gestoßen haben. Von „Zielen“ sollte dann nicht mal mehr die Rede sein, denn in diesem soeben beschriebenen Zustand folgen wir einfach nur völlig erwartungsfrei unserer Natur, ganz ohne Druck, Zwang und Stress.