Wir leben in einer Zeit, in der kaum etwas so allgegenwärtig ist, wie der Sex. Und auch wenn der echte Sex für manch einen nicht ständig verfügbar ist, so sind zumindest sexuelle Handlungen in Form von Fotos, Videos und Streams aus dem Internet, DVDs, Magazinen etc. 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche für jeden verfügbar.
In der heutigen westlichen Gesellschaft und zunehmend in anderen Gesellschaften, Völkern und Gruppen, ist Sex und alles was damit zusammenhängt nicht einfach nur ständig und überall verfügbar, sondern er vereinnahmt den Menschen auch immer mehr. Er erobert und besetzt ihn. Er dringt in ihn ein. Wie ein Einbrecher oder ein Insekt, das in eine Wohnung eindringt und zum Störenfried wird. Sobald wir jedoch merken, dass eingedrungen wurde, ist bereits ein Schaden entstanden: Der Einbrecher hat Wertgegenstände wie Geld und Schmuck entwendet und das Insekt hat in die Haut gestochen, die nun anfängt anzuschwellen.
Gegenstände, die uns gestohlen wurden, können wir ersetzen. Einige Stunden nach einem Mückenstich regeneriert sich die Haut wieder. Sex hingegen hat viel weitreichendere Folgen. Er dringt in unseren Geist ein und macht es sich dort gemütlich. Mehr noch, mit der Zeit nimmt er mehr und mehr Platz in unserer geistigen Welt ein, dass nichts anderes ist, als unser Leben.
Wie ein Säugling, das durch die Nahrung der Mutter stetig wächst, immer kräftiger wird und sich von Tag zu Tag entwickelt, verhält es sich auch mit dem Sex, sobald sich dieser Zugang zu unserem Bewusstsein verschafft hat.
Ist es einmal ausgewachsen, fängt es an, uns subtil zu lenken, und zwar so subtil, dass wir es gar nicht merken. Was wir merken, ist, dass unser Verlangen nach sexuellen Handlungen und Aktivitäten immer mehr steigt. Immer öfter schauen wir dann fremden Menschen hinterher. Immer länger verbleiben wir dann auf Internetseiten, die nichts anderes darstellen, als Inhalte, bei denen am Anfang die Warnung erscheint „Diese Inhalte sind für unter achtzehnjährige nicht geeignet“.
Kaum ein Abend vergeht, an dem wir uns nichts sehnlicher wünschen, als Zärtlichkeiten, Liebkosungen und die Nähe eines anderen Menschen. Und wenn so ein Mensch bereits in unserem Leben vorhanden ist, dann warten wir bloß auf den Augenblick, bis wir mit ihm unter einer Decke liegen, um auf die andere Seite hinüberkriechen zu können.
Verlassen wir morgens diesen Menschen, weil wir zu Arbeit müssen, vergehen nicht einmal 30 Minuten, bis unser Blick auf dem Parkplatz oder in der U-Bahn auf jemanden anderes fällt, weil wir nun vollkommen die Kontrolle über das verloren haben, was allgemein zu Verstand, Vernunft, Intelligenz und geistige Reife zählt.
Dann ist nämlich der Zeitpunkt gekommen: Der Zeitpunkt, an dem der Sex in so einem hohen Maße unseren Geist beherrscht, dass kaum ein Tag vergeht, an dem unsere mittlerweile exorbitant starken Begierden, Verlangen und Zwänge unsere Wollust nicht durch die Mittel befriedigen, die ihnen zur Verfügung stehen. Ab diesem Zeitpunkt werden wir zu Dienern sexueller Begierden und Verlangen. Sie halten dann die Zügel unserer Existenz in der Hand, zu der das Verhalten, die Taten und Gewohnheiten, der Anstand und Charakter zählen.
Das Zepter der Lebensführung wird sodann an unsere Impulse, Triebkräfte, Affekte und Instinkte weitergegeben und wir werden zu ihren Sklaven, Knechten und Lakaien.
Kein Wunder, dass ein Mensch, der in diesen Zustand gerät, nichts mehr auf die Reihe kriegt. Eher verschlimmert sich seine Lage noch. Ein Leben kann erst dann in die richtige Bahn gelenkt werden, wenn die Vernunft und die Weisheit Herrscher über die Sinne, Wünsche, Begierden und Verlangen geworden sind. Ist es, wie bei der Mehrheit, andersherum, bleibt weder Raum, große Ideen und Vorhaben zu verwirklichen, noch das Leben Stück für Stück zu verbessern, um es später einmal besser zu haben. Ein jüdisches Sprichwort sagt: Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen, achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten, achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter, achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal!
Gerne möchte ich dir auch eins meiner Sprichwörter mit auf deinen Lebensweg geben: Wer den Sex unter Kontrolle hat, hat sein ganzes Leben unter Kontrolle.
Doch was bedeutet es, Kontrolle über sein Leben zu haben? Es bedeutet, Führung, Herrschaft, Leitung über seinen eigenen Geist zu haben, zu dem einerseits Gedanken, Gewohnheiten und Handlungen und andererseits die fünf Sinne gehören, die wir besitzen, und zwar das Hören, Riechen, Schmecken, Sehen und Tasten. Diese richten sich wiederum nach unseren Wünschen, Begierden, Bedürfnissen und Verlangen.
Folgen wir stets unseren Begierden, wie eben den sexuellen Neigungen, kann niemals vollständige Kontrolle über den Geist erlangt werden und wir verschwenden in diesem Fall Zeit und Energie, die wir z. B. dafür verwenden könnten, unsere Lebensziele zu verwirklichen oder auch, uns in Selbstdisziplin zu üben, weil das Leben eines Menschen ohne Disziplin, aus Sorgen, Problemen, Schwierigkeiten und Ärgernissen besteht.
Um den Sex, der sich deines Geistes wahrscheinlich schon seit langem bemächtigt hat, loszuwerden, musst du Folgendes tun: Lebe Enthaltsam, Keusch, Abstinent! Das heißt nicht, nie wieder Sex haben zu können, sondern, so genügsam mit Sex und allen dazugehörigen Handlungen umzugehen, wie nur möglich! Und je genügsamer, desto besser.
Höre nun – um zu diesem Ziel zu gelangen – folgende Worte.
Ist dein Alter unter 30 Jahren, so sollte dein Richtwert die Zahl 3 sein, die du monatlich dafür einsetzen kannst, deine Wollust zu stillen.
Bist du über 30, so sollte dein Richtwert 1 sein, die du monatlich dafür einsetzen kannst, deine Wollust zu stillen.
Zusätzlich: Verbanne in diesem Zusammenhang alles aus deinem Leben, was es noch vor 200 Jahren auf der Welt nicht gegeben hat.
Und drittens: Hör auf, Menschen hinterherzuschauen oder sie anzublicken, wenn sie dich sexuell reizen.
Hältst du diese drei Regeln ein, wirst du dir bereits in einem Jahr – und für diese Aussage lege ich meine Hand ins Feuer – Lebensumstände vorfinden, die du aktuell nicht einmal vorstellen kannst, denn all die Energie, die du derzeit für das sexuelle verbrauchst, wird dir für deine Kreativität und Willenskraft zur Verfügung stehen.